Wenn der Rat ein Jahr zu spät kommt

vom 03. Mai 2013 (aktualisiert am 17. September 2017)
Von: Carsten Wegner

Liebe Leserin, lieber Leser,

das größte Problem bei der Steuererklärung liegt meist nicht darin, dass wichtige Belege fehlten oder dass der Mantelbogen samt Anlagen aus zu vielen komplizierten Blättern bestünde. Das größte Problem ist, dass man kaum noch etwas beeinflussen kann. Weder als Steuerzahler noch als Steuerberater.

Denn wann beschäftigt man sich mit der Steuererklärung? Im nächsten Jahr. Frühestens. Das Steuerjahr, um das es geht, ist abgelaufen. Keine Chance, noch irgendwo Geld zu investieren und mit dem Finanzamt zu teilen. Keine Chance, Einnahmen und Ausgaben ins nächste Jahr zu schieben oder vorzuziehen - wie auch immer es am besten passen mag. Man kann nur noch mit dem arbeiten, was geschehen ist.

Für Steuerberater ist dies besonders frustrierend, weil die Mandanten eine hohe Erstattung erwarten. Und weil sie wissen, welche Ersparnisse möglich gewesen wären, wenn sie rechtzeitig etwas hätten beeinflussen dürfen. Doch aus der zeitlichen Ferne bleibt ihnen nur zu sagen: "Tja, Pech gehabt, wärst du mal früher zu mir gekommen und hättest mir dein Vorhaben geschildert."

Dem Steuerzahler die Schuld zuzuweisen - so einfach ist es natürlich auch nicht. Denn woher soll er gar wissen, dass es einen Grund geben könnte, sich beraten zu lassen? Putzhilfe und Gärtner sparen Steuern? Mit den richtigen Belegen ist sogar eine Fortbildung auf Mallorca absetzbar? Wer dies nicht ahnt, fragt gar nicht erst.

Doch das deutsche Steuerrecht mit seinen Tricks und Fallen ist so komplex, dass man überall mit Beratungsbedarf rechnen muss. Daher lauten meine Tipps:

Halten Sie sich über Sparmöglichkeiten auf dem Laufenden. Schreiben Sie zumindest grob auf, was Sie als Angestellter, Unternehmer oder Immobilienbesitzer in diesem Jahr vorhaben. Sprechen Sie diese Punkte gegenüber Ihrem Steuerberater an - und sei es nur telefonisch. Er wird ihnen schnell und ohne sonderliche Kosten sagen, ob Ihre Pläne steuerlich von Belang sind.

Wenn Sie noch keinen Berater haben, suchen Sie zum Beispiel beim Deutschen Steuerberaterverband, Yourxpert.de, einem örtlichen Branchenverzeichnis oder hören Sie sich bei Bekannten um. Je nach Fall helfen Ihnen auch die Lohnsteuervereine weiter.

Wenn Sie bloß ein paar Fragen haben, brauchen Sie nicht gleich das Rundum-sorglos-Buchhaltungs-und-Bilanz-Paket zu buchen. Über kostenpflichtige Internet- und Telefondienste bekommen Sie schnell und günstig eine Antwort. Sie zahlen dann pauschal für eine Antwort oder einen Minutenpreis für das Gespräch, was auf den ersten Blick teuer wirken mag. Doch der richtige Rat heute ist unbezahlbar, wenn nächstes Jahr die Steuererklärung ansteht.

Ich wünsche Ihnen wie immer viel Erfolg beim Sparen. Herzlichst, Ihr

Carsten Wegner
Herausgeber