Steuerfahndung: Weniger Fußarbeit, mehr Ertrag

vom 03. Oktober 2013 (aktualisiert am 07. Oktober 2013)
Von: Lutz Schumann

Liebe Leserin, lieber Leser,

mit der Überschrift "Personalmangel: Steuerfahnder rücken nur noch selten aus" kitzelte Spiegel Online Anfang der Woche meine Gehirnzellen und untermauerte die Schlagzeile mit eigenen Recherchen. Demnach standen die Fahnder 2012 rund 24.000 Mal bei verdächtigen Steuerzahlern vor der Tür, etwa 14 Prozent seltener als im Jahr zuvor.

Steuerhinterzieher sollten sich dennoch nicht zu sicher fühlen: Die Spiegel-Überschrift führt den Leser auf eine falsche Spur. Zwar sind die Fahnder insgesamt weniger oft ausgerückt als im Vorjahr, dafür waren sie aber erheblich erfolgreicher.

Die Steuerfahnder sorgen für satte Mehreinnahmen. Der Staat freute sich 2012 über rund 3 Milliarden Euro - ein Plus von 40 Prozent (Quelle: Bundesfinanzministerium). Im Jahr 2011 waren es 2,2 Milliarden Euro und in 2010 1,7 Milliarden Euro. Innerhalb von 10 Jahren haben sich die Mehreinnahmen des Staats aus der Steuerfahndung verdoppelt. 2002 lagen sie bei rund 1,5 Milliarden Euro.

Gehört der (Miss-)Erfolg der Steuerfahndung zur Standortpolitik?

Auch die Wehklagen zahlreicher Politiker, dass die Steuerfahndung in manchen Ländern nur gebremst tätig werden dürfe, halte ich schlichtweg für Schattenboxen. Es gibt in der Tat Unterschiede zwischen den Steuerfahndungsstellen der Bundesländer. So kommen zum Beispiel in Bayern 29 Fahndungsprüfungen auf 100.000 Steuerpflichtige. Spitzenreiter ist Rheinland-Pfalz mit 157 Prüfungen je 100.000 Steuerpflichtige.

Wer jetzt meint, die rheinland-pfälzischen Steuerfahnder wären bundesweit die erfolgreichsten, der irrt. Sie prüften zwar über drei Mal so oft wie bayerische Beamte, nahmen pro Kopf aber weniger ein, durchschnittlich etwa eine Million Euro im Jahr 2011. Bayerische Fahnder kommen auf rund 1,2 Millionen Euro pro Jahr und Kopf.

Zudem sollten wir eines nicht vergessen: Die Steufa, wie die Steuerfahndung behördenintern genannt wird, rückt nur im Verdachtsfall aus und nicht vorbeugend wie die Betriebsprüfung.

Warum gibt es weniger Hausdurchsuchungen?

Man könnte also meinen, die Steuerfahndung wäre auf einen Schlag deutlich effizienter geworden, klingelte also nur noch in sicheren Fällen beim Schwarzgeld-Verdächtigen an der Tür. Ich vermute eher: Sie sind schlichtweg damit überlastet, die ganzen Fälle abzuarbeiten, die durch den Kauf von Steuerdaten aus dem Ausland und durch unzählige Selbstanzeigen aufgekommen sind.

Denn den größten Erfolg hat die Steuerfahndung immer mit der Angst bei Betroffenen, welche durch öffentlichkeitswirksame Meldungen entsteht. Zum Beispiel über die Hausdurchsuchung beim früheren Postchef Klaus Zumwinkel 2008 oder die Selbstanzeige des FC-Bayern-München-Präsidenten Uli Hoeneß Ende 2012. Letztere unterlag zwar der Schweigepflicht der Finanzverwaltung, sickerte Anfang 2013 dennoch an die Medien durch.

Fazit: Es ist wie in jeder Branche - Erfolg hat nicht, wer die meisten Vertreter zu den Haustüren schickt, sondern wer über die beste PR- und Marketingabteilung verfügt.

Ich wünsche Ihnen Steufa-freie Tage. Herzlichst, Ihr

Lutz Schumann
Chefredakteur und Herausgeber

Übrigens: Hier lesen Sie Tipps und eine Prüfliste darüber, wie Sie sich verhalten sollten, wenn die Steufa vor Ihrer Haustür steht.