Nur Bares ist Wahres - aber nicht mehr lange

vom 29. September 2013 (aktualisiert am 17. Januar 2018)
Von: Lutz Schumann

Liebe Leserin, lieber Leser,

wir Deutsche lieben unser Bargeld. Ich gehöre auch dazu. Es gibt nichts Schöneres, als die hart erarbeiteten Euros einzeln aus dem Portemonnaie herauszufischen und auf dem Zahlbrett neben der Kasse zu drapieren. Das verdeutlicht einem den Wert des Geldes viel eher, als einer vierstelligen Pinzahl einzugeben.

Nach einer im Oktober 2012 veröffentlichten Studie der Bundesbank ist Bargeld in Deutschland weiterhin die beliebteste Zahlungsform. Für private Verbraucher gilt bei 58 Prozent ihrer Einkäufe und Ausgaben noch immer das geflügelte Wort "Cash ist fesch - nur Bares ist Wahres" von Kuno Klaboschke alias Klaus Klages (deutscher Gebrauchsphilosoph und Abreißkalenderverleger).

Doch dies könnte schon bald der Vergangenheit angehören. Immer mehr Länder verbieten die Barzahlung, zumindest ab einer bestimmten Summe. So sind Barzahlungen von mehr als 1.000 Euro in Italien seit Dezember 2011 verboten. Rechnungen, die darüber hinausgehen, müssen mit Kreditkarte, EC-Karte oder per Überweisung beglichen werden. Auch Spanien liebäugelt mit einem Verbot von Barzahlungen ab 2.500 Euro.

In Schweden geht man einen Schritt weiter Richtung bargeldlose Gesellschaft. Die führende konservative Tageszeitung "Svenska Dagbladet" berichtet, die endgültige Umstellung stehe unmittelbar bevor. In mehr als einem Viertel der 1.200 schwedischen Bankfilialen werde bereits kein Bargeld mehr ausgezahlt oder entgegengenommen. Sämtliche Zahlungen sollen über eine Smart-Card abgewickelt werden.

Mit dem Bargeldverbot will man Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung und kriminellen Geschäften den Garaus machen. Es würde mich nicht wundern, wenn die Europäische Union in den nächsten Jahren ein generelles Bargeldverbot einführte. Ihr aktueller Vorstoß, ein Grundrecht aufs Girokonto für alle Bürger einzuführen, ist für Verschwörungstheoretiker ein erster Schritt in diese Richtung.

Fakt ist aber doch: Ohne Bankkonto geht es bereits heute nicht. Wer keins hat, gilt als nicht vertrauenswürdig, bekommt keinen Mietvertrag. Die monatlichen Gehälter und Renten werden bargeldlos gezahlt. Das Finanzamt überweist die Steuererstattung auf das in der Steuererklärung angegebene Konto. Fehlt die Bankverbindung, schickt das Finanzamt einen Verrechnungsscheck. Doch auch dieser lässt sich nur über ein Bankkonto einlösen, zum Beispiel das Girokonto der Deutschen Bank. Das Recht aufs Girokonto ist demnach kein Wegbereiter für die Bargeldfreiheit, sondern eine Folge daraus mit dem Ziel sozialer Verträglichkeit.

Übrigens: Obwohl man ein Konto braucht, um Geld zu verdienen, sind die Kosten dafür nicht steuerlich absetzbar.

Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Spaß beim Barzahlen. Geben Sie Ihr Geld aus, solange es noch durch Ihre Hände fließen kann. Herzlichst, Ihr

Unterschrift Lutz Schumann

Lutz Schumann
Chefredakteur und Herausgeber