Lohnt sich ein Umzug wegen des Finanzamts?

vom 14. Dezember 2006 (aktualisiert am 17. September 2017)
Von: Lutz Schumann

Liebe Leserin, lieber Leser,

viele Bundesbürger, vor allem Besserverdienende, sagen Deutschland ade. Wohnsitzverlagerungen ins Ausland sind wegen der hohen Steuerbelastung derzeit groß in Mode. Wenn es dagegen um die reine Prüfung der persönlichen Steuerangelegenheiten geht, kann sich schon allein der Umzug innerhalb Deutschlands lohnen.

Hintergrund: Der Bundesrechnungshof bemängelte jüngst die drastischen Unterschiede bei der systematischen Prüfung so genannter Einkommensmillionäre – also der Steuerzahler mit Einkommen über 500.000 Euro pro Jahr. Zwischen den Bundesländern gebe es erhebliche Unterschiede bei der Prüfung – ein Land prüfe jährlich 60 Prozent der Einkommensmillionäre, ein anderes dagegen nur rund 10 Prozent. Der Rechnungshof forderte das Bundesfinanzministerium auf, bei den Ländern auf eine deutlich höhere und einheitliche Prüfquote zu drängen.

Diese Unterschiede bestätigt auch eine Untersuchung des Mainzer Marktforschungsinstituts Forum: Ostdeutsche Finanzbeamte sind im Umgang mit Steuerzahlern wesentlich spitzfindiger als ihre westdeutschen Kollegen. Am kritischsten sind die Ämter in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen, am unteren Ende dieser Skala rangieren Baden-Württemberg, Bayern und Hamburg, wie eine bundesweite Befragung von mehr als 2.200 Steuerberater-Kanzleien ergab.

Das unnachgiebigste Finanzamt sitzt der nicht repräsentativen Erhebung zufolge im sächsischen Annaberg, gefolgt von Schwerin und Mühlhausen (Thüringen). Am "pragmatischsten" arbeitet das Finanzamt Stuttgart III, dahinter liegen das Hamburger Finanzamt für Großunternehmen und die Behörde im schwäbischen Backnang. Auch wenn die Umfrage Selbstständige betraf, sind die Ergebnisse der Studie teilweise auf Privatpersonen übertragbar.

Auch wenn die Erhebung keineswegs repräsentativ ist, sie zeigt eines deutlich: Der Steuerstaat rüstet weiter kräftig auf. Dennoch gibt es in den 575 deutschen Finanzämtern deutliche Unterschiede im Umgang mit ihren "Kunden". Doch leider kann man sich sein Finanzamt selten aussuchen – oder etwa doch?

Ich wünsche Ihnen ein möglichst steuerzahlerfreundliches Finanzamt, Ihr

Unterschrift Lutz Schumann

Lutz Schumann
Chefredakteur