Der Fiskus als Internet-Jäger - George Orwell lässt grüßen

vom 17. August 2006 (aktualisiert am 19. November 2013)
Von: Lutz Schumann

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Internet-Handel boomt. Allein der (private) Online-Handel hat eine nie da gewesene Dimension erreicht. So wurden über Ebay im Jahr 2004 Waren und Dienstleistungen im Wert von rund 7,6 Milliarden US-Dollar umgesetzt. 2005 - so eine Schätzung - könnten es sogar 15 Milliarden Dollar gewesen sein. Viele Privatpersonen haben sich durch Ebay-Verkäufe eine weitere Einnahmequelle erschlossen.

Angesichts dieser Dimension verwundert es kaum, dass der Fiskus seine Netze immer mehr auch im Internet auslegt. Seit kurzem durchforstet die neuartige Suchmaschine mit Namen "XPIDER" das Web nach Steuersündern.

Im Visier sind alle diejenigen, die wiederholt bei Ebay und anderen Verkaufsbörsen als Verkäufer auftreten. Wer hier als besonders eifriger Internetakteur auffällt, kann sich auf Post von den Finanzbehörden einstellen.

Hintergrund: Viele Privatleute sind nach steuerlicher Definition als gewerbliche Händler einzustufen. Denn bereits ab einer Schwelle von 500 Euro Gewinn pro Jahr sind solche Verkäufe einkommensteuerpflichtig - und ab einem Jahresumsatz von 17.500 Euro ist sogar Umsatzsteuer fällig.

Fazit: Das Internetscreening wird - wie auch das Kontenscreening - in naher Zukunft weiter zunehmen. Das hörte ich jüngst von Berliner Insidern. Die Begründung: Der Fiskus war schon in vielen Fällen erfolgreich.

Rührige Internetakteure sollten sich darauf rechtzeitig einstellen, zum Beispiel indem sie Belege sammeln, alle Käufe und Verkäufe aufzeichnen und sich beraten lassen.

Mir drängen sich angesichts einer solchen Schleppnetzfahndung, wie sie der Fiskus im Internet, aber auch beim Kontenscreening betreibt, Parallelen zu Orwells bekanntem Werk "1984" auf. Denn ich befürchte, dass dies erst der Anfang ist.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Restwoche und ein angenehmes Wochenende

Lutz Schumann

Lutz Schumann
Chefredakteur