10 Prozent Steuern auf Infoprämien – V-Mann/-Frau müsste man sein

vom 24. Juni 2006 (aktualisiert am 17. September 2017)
Von: Lutz Schumann

Liebe Leserin, lieber Leser,

als regelmäßiger Leser des "Steuer-Schutzbriefs" wissen Sie, dass der Staat nicht alle Steuerbürger gleich behandelt. Immerhin brauchen unsere Bundestagsabgeordneten – im Gegensatz zu uns "Normalbürgern" – keine Werbungskosten nachzuweisen und erhalten zudem Teile ihrer Einkünfte steuerfrei.

Dass es in Deutschland aber verschiedene Steuersätze für gleiche Einkommen gibt, war mir bislang unbekannt. Doch nach Aussage der Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium Barbara Hendricks müssen die Informanten von Verfassungsschutz und Bundesnachrichtendienst nur 10 Prozent ihrer Prämien an den Fiskus abführen. Zur Erinnerung: Spitzenverdiener zahlen in Deutschland 42 Prozent Einkommensteuer. Selbst der Eingangssatz liegt mit 15 Prozent deutlich über dem "Spitzel"-Steuersatz. Auf die 325.000 Euro, die ein vom BND angeheuerter Journalist für seine Mitarbeit erhalten hatte, waren also gerade einmal 32.500 Euro Steuern fällig. Als normaler Steuerzahler hätte er dagegen 136.500 Euro plus 5,5 Prozent Solidaritätszuschlag und eventuell maximal 9 Prozent Kirchensteuer (ohne Werbungskosten) berappen müssen.

Was mir bei diesem Beispiel jedoch die Zornesröte ins Gesicht treibt, ist weniger der niedrige Spitzel-Steuersatz als vielmehr die Unverfrorenheit, mit der man versucht, uns Bürger für dumm zu verkaufen.

Denn unsere Regierung verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass die "Schlapphüte" keine Werbungskosten von der Steuer absetzen könnten, da sie sonst Gefahr liefen, aufzufallen. So weit, so gut, aber 76 Prozent Werbungskosten (umgerechnet auf den Spitzensteuersatz von 42 Prozent) ... Dass Selbstständige, geschweige denn Arbeitnehmer 76 Prozent ihrer Einkünfte Steuern mindernd als Betriebsausgaben oder Werbungskosten abziehen können, halte ich für ein Gerücht. Jeder, der dies versuchen würde, dürfte schon bald Besuch von der Steuerfahndung bekommen.

Diese Erklärung ist reine Augenwischerei und der Versuch, steuerunkundigen Bürgern mal wieder ein X anstatt eines Us vorzumachen.

Mein Ratschlag an die Politiker: etwas mehr Offenheit, vor allem wenn es um Steuern geht.

Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende und eine erfolgreiche neue Woche, Ihr

Lutz Schumann

Lutz Schumann
Chefredakteur